Bericht Titel: Allianz Arena, Fußball, Bayern, München
ID: AllA-FUSSB-DE-BAY-MUE-2013
Name / Pseudonym: Helmut
Angaben Handicap
Grad der Behinderung (GdB): 100
Klassen (G,B,aG,H,BL,GL,RF): G,B,aG,H,GL,RF
Rollstuhlabhängigkeit: ja, permanent
Art der Behinderung: Querschnittlähmung, Tetraplegie
nähere Beschreibung: Lähmung ab Brustbereich (C6/C7) mit Einschränkungen der Arme und Hände, Instabilität des Oberkörpers.
Angaben Ausflug - Reise - Urlaub
Land: Deutschland
Bundesland, Kanton, Bezirk: Bayern
Stadt/Ort: München
PLZ, ZIP:
Name Unterkunft: Allianz Arena, Fußball Stadion des 1FC Bayern München
Strasse: Werner-Heisenberg-Allee 25
Telefon: +49(0)89 - 2005 - 0
e-Mail:
Datum, von: 31.07.2013
Datum, bis: 31.07.2013
Bericht Text:

(Foto Quelle: http://www.allianz-arena.de/de/impressum/index.php)
Ein ausgesprochener Fußball-Fan bzw. Fußballexperte bin ich nicht. Dennoch, die Allianz Arena einmal von innen zu sehen, noch dazu bei zwei internationalen Fußballspielen an einem Tag, das wollte ich mir nicht entgehen lassen.
Dafür bot sich der Ende Juli - Anfang August stattgefundenen Audi-Cup regelrecht an und so fuhr ich, zusammen mit meiner Begleitperson, die das Auto lenkte und mir beim Aus- und Einsteigen in das Fahrzeug behilflich war, am 31.07., etwa 1 Stunde vor Spielbegin, aus Richtung Norden kommend über die Autobahn A 9, von Nürnberg Richtung München.
Wir folgten der bereits am Autobahnkreuz Neufahrn angezeigten Wegweisung weiter über die A 9 bis zur Anschlussstelle München-Fröttmaning-Süd. Über diese, eigens für das Stadion angelegt Ausfahrt, kommt man sehr einfach, auch wieder der Beschilderung und den Behinderten-Symbolen folgend, zum Parkhaus P1. Dies Parkhaus, das zum Stadion das nahegelegenste ist, hat für Behinderte, insbesondere für Rollstuhlfahrer, ein eigens Parkdeck reserviert, die Ebene 3. Die Auffahrt zu dieser Ebene 3 im Parkhaus P1 war durch eine Absperrung für andere Parker gesperrt. Wir stoppten vor dieser Absperrung und wurden dann, nach Vorzeigen des Behindertenausweises und des amtlichen blauen Behinderten-Parkausweises, auf die Ebene 3 durchgelassen. Auf der Ebene 3 gab es ausreichend Parkmöglichkeiten, insgesamt sind es 130 Plätze, mit besonders breiten Parkbuchten, so dass das Parken und das Aus- und Einsteigen in den Rollstuhl und zurück in das Auto kein Problem darstellte. Das Parken für Behinderte ist kostenlos, solange das Fahrzeug keine Überhöhe (mehr als 2m) hat.
Die einfachste Grundregel beim Auffinden der Parkplätze für Behinderte lautet hier: Halte dich immer ganz rechts – und du kommst sicher an!
Von der Ebene 3 des Parkhauses P1 aus ging es dann ebenerdig, zunächst an einigen Ticket-Verkaufsschaltern vorbei, durch die Eingangskontrolle, bis hin zum Stadion und den Tribünen-Plätzen für Rollstuhlfahrer. Auf dem Weg zwischen den Verkaufsschaltern und der Eingangskontrolle gibt eine leichte Schräge zu bewältigen, die eventuell für Rollstuhlfahrer mit hoher Lähmung alleine etwas schwierig sein kann. Aber diese Gruppe hat in der Regel, so wie ich es auch hatte, Unterstützung durch eine Begleitperson. Damit sollte das kein Problem sein.
Auf der Tribüne sind für insgesamt 227 Rollstuhlfahrer und ihre Begleitung wirklich sehr komfortable Plätze an den Längsseiten der Oberkante im Unterrang (Haupterschließungsebene) eingerichtet, die ausreichend Platz für Fahrmanöver der Rollstühle lassen. Jeweils für eine geringe Zahl von Rollstühlen (ich habe 8 gezählt) sind abgegrenzte Teilbereiche eingerichtet, so dass es zu keiner Häufung an besonders guten Stellen kommen kann. Jeder Rollstuhlplatz ist durch eine Zahl am Boden gekennzeichnet. Der Rollstuhlfahrer sitzt direkt vorne am Geländer der Ebene und hat uneingeschränkte Sicht auf das Spielfeld, was zum Greifen nahe erscheint. Die Begleitperson kann hinter dem Rollstuhlplatz auf einem fest montierten Hochstuhl, eine Art Barhocker mit Lehne, Platz nehmen und kann damit über seinen Schützling hinweg auf das Spielfeld sehen.
Diese gesamte Ebene mit Kiosken, Behindertenbetreuungseinrichtung und Behindertentoiletten, zugänglich nur mit EURO-Behinderten-WC-Schlüssel, ist barrierefrei erreichbar. Für den Ebenenwechsel zu anderen Einrichtungen stehen reservierte Fahrstühle auf der Nord- und Südseite zur Verfügung.
Auf der Haupterschließungsebene gibt es außerdem Kioske für Fan-Artikel, Getränke und auch Imbiss-Stände. Hierzu muss man wissen, dass alles nur bargeldlos bezahlt werden kann. Man sollte sich daher vorher mit einer entsprechend aufgeladenen Zahlkarte ausstatten oder sich ausreichend mit selbst mitgebrachten Lebensmittel eindecken.
Ich habe einen der WC-Räume benutzt und war angenehm überrascht über die großzügige Raumauslegung und Ausstattung. Die Eingangstüre zum WC, die man mittels des EURO-WC-Schlüssel aufschließt, öffnete sich elektrisch. Es gab, zusätzlich zu einigen normal zugänglichen Pissoires, zwei große, sehr saubere und abschließbare WC-Räume. Diese besaßen zusätzlich zum mit Haltegriffen ausgestatteten WCs und einem Waschbecken mit verstellbarem Spiegel auch einen Ablagetisch, zum Beispiel für Katheter-Utensilien. Das ist genau, was ich sonst oft vermisse denn mit Hosenklammer, Desinfektionsspray, Katheter und Auffangbeutel bewaffnet hat man meist drei Hände zu wenig um dann noch steril arbeiten zu können, wenn es nicht ausreichend Ablagemöglichkeiten gibt. Das war hier also sehr gut gelöst. Natürlich waren alle WC-Räume mit Notruf-Anlagen ausgestattet.
Insgesamt kann ich also mit gutem Gewissen behaupten, dass ein Besuch in der Allianz-Arena auch für schwerstbehinderte Menschen mit Begleitperson sehr gut möglich ist und ein hoffentlich spannendes Fußballspiel, so wie ich es zwischen dem 1 FC Bayern München und dem Club von Sao Paulo erleben durfte, ungetrübt genossen werden kann.
Ich freue mich schon auf einen zweiten Besuch in der "Arena" - Gruß,
Helmut